Arme Frau

Für 2 Sommer hatten wir eine Dame aus Göhren als Sommergeschäftsführer eingesetzt. Sie brachte sogar ihren eigenen Hausmeister aus Göhren mit. Meine Mutter blieb der Chef des Hotels, schließlich war sie ja auch Alleineigentümer.

Eines Tages arbeitete sie im Garten vor ihrer Wohnung und raffte das Laub unter den Büschen mit den Händen zusammen, um es dann in unseren Komposthaufen am Privathaus, der Zobelhaus an der Nordseite einzuschichten.

Der "neue" Hausmeister aus Göhren kam dazu und sagte: "Ach Sie arme Frau, jetzt sind Sie schon wieder 5 Jahre in Göhren und haben kein Geld gehabt, sich eine anständige Harke zu kaufen. Hier ich schenke Ihnen eine Harke vom Hotel!" - Er drückte ihr die Harke in die Hand.

"Aber die Harke gehört mir doch, wie auch das ganze Hotel! Und Sie sind doch bei mir angestellt! Sie können mir doch nicht meine eigene Harke schenken!"

"Ja - ich denke, die Geschäftsführerin hat das Hotel gekauft?!! Sie hat mir doch gesagt: Ab sofort hat die Familie Schmidt hier nichts mehr zu sagen!"

Für 5.ooo,-- DM Monatsgehalt, das die Geschäftsführerin in den beiden Sommern bei uns verdient hat, eine ziemliche Dreistigkeit wenn sie dem Personal und anderen Leuten so was gesagt haben soll.

Nach 2 Jahren mussten wir die Geschäftsführerin wegen Unregelmäßigkeiten bei der Buchhaltung entlassen. Kommentar von ihr: "Wie sind Sie mir denn drauf gekommen?"

Die Arme Frau arbeitet jetzt mit Harke im Garten, obwohl sie sich auch mit 90 Jahren bei der Gartenarbeit gut bücken kann.

Die Geschichte von 1996 habe ich 2003 aufgeschrieben, den Namen des mitgebrachten und inzwischen aus dem Hotel ausgeschiedenen Hausmeisters aus Göhren schreibe ich nicht.

Siegfried Schmidt, Deutsches Haus Ostseebad Göhren/Rügen



 

 

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